Rheinische Post: Juden sollen auswandern

solange es noch geht!

Mit diesen Worten zitierte die Rheinische Post am 12. November diesen Jahres den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz:

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-angst-in-der-juedischen-gemeinde-waechst_aid-47103939

Aus dem Text:  „…. diskutiere man in der drittgrößten Jüdischen Gemeinde in Deutschland die Frage, wann man gehen solle, sagt ihr Direktor Michael Szentei-Heise. Er unterstreicht die Rede, mit der Oded Horowitz, Vorsitzender der Gemeinde, in der Gedenkfeier zum 9. November 1938 für große Betroffenheit gesorgt hatte. Verantwortlich handelnde Funktionäre Jüdischer Gemeinden müssten ihren Mitgliedern „dringend ans Herz legen, Deutschland zu verlassen, solange es noch geht“, hatte Horowitz gesagt. Sonntagsreden reichten nicht mehr aus, um zu verhindern, das mit weiterem Erstarken rechtsextremer Bewegungen den Juden nur die Flucht aus dem Land bliebe. Auf den „Aufstand der Anständigen“, den der frühere Zentralratsvorsitzende Paul Spiegel und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder vor 19 Jahren nach dem Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge gefordert hatten, warte er bis heute, sagte Horowitz… Man könne die gesamte jüdische Bevölkerung binnen 14 Tagen außer Landes bringen, hatte Horowitz gesagt, „aber Sie müssen mit Ihren Antisemiten, Rassisten und Faschisten weiterleben…“

 Es ist der gleiche Dr. Horowitz, der vor einem Jahr AfD-Anhänger mit „Würgeschlangen“ verglichen hat. Ich habe ihm daraufhin einen Brief (siehe unten) geschrieben, den ich ihm auf dem Postweg sowohl an seine Dienstadresse als auch die Privatadresse versandt habe.  Zusätzlich habe ich den Text auch als E-Mail verschickt und die offizielle Adresse der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf verwendet. Ich habe bis heute weder eine Empfangsbestätigung noch eine Antwort erhalten.

Sehr geehrter Herr Dr. Horowitz,

Zunächst wünsche ich Ihnen Alles Gute für 2019!

Mit tiefer Betroffenheit habe ich als langjähriges AfD-Mitglied  Ihre im Interview mit der Rheinischen Post getätigten und am 9. November veröffentlichten Aussagen zur Kenntnis genommen. Sie bezeichnen die Konstituierung der „Juden in der AfD“ als  „an Absurdität, Kurzsichtigkeit und abgrundtiefer Dummheit nicht zu überbieten.“  Auch die metaphorische Gleichsetzung von AfD-Parteigängern mit „Würgeschlangen“ nehme ich mir persönlich zu Herzen.

Wie öffentlich  nachlesbar, beruft sich die Alternative für Deutschland in Ihrem Parteiprogramm ausdrücklich und wörtlich auf die „Jüdisch-christlichen und humanistischen Grundlagen unserer Kultur.“  Folgerichtig ist  jegliche Art von Antisemitismus auf das schärfste zu verurteilen.

Ich bitte Sie daher heute in aller Ernsthaftigkeit, mir jegliche von AfD-Mitgliedern getätigten Äußerungen oder Vorfälle im Wirkungskreis Ihrer Gemeinde, die auch nur den Anschein des Antisemitismus haben, völlig unabhängig von irgendeiner strafrechtlichen Relevanz sofort zur Kenntnis zu geben. Ich werde mich dafür einsetzen, daß dem mit aller Entschlossenheit nachgegangen wird. Die Vorsitzenden der AfD-Gliederungen auf Kreis- bzw. Bezirksebene   in Düsseldorf sind mir persönlich bekannt.

Diese Bitte  gilt für alle Vorfälle in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Mit freundlichen Grüßen  Bernd Ulrich

Lucke not lucky

Nazischwein!  Damals wie heute eine typische Grußformel für politisch Missliebige. Laut im Chor skandiert, wenn „Studierende“, gerne auch vermummt, in Rudeln auftreten zwecks Randale. Bernd Lucke, Ex-Europaabgeordneter und Professor für Wirtschaftswissenschaften, konnte das nicht  überraschen als er vor ein paar Tagen zu seiner Hamburger Uni zurückkehrte. Seit über 50 Jahren, mit Entstehen der APO mit der ersten GroKo, kennen wir solche Pöbeleien  an der deutschen Alma Mater. Damals formierte sich auf Seiten der Professoren der „Bund Freiheit der Wissenschaft“  als Selbsthilfeverein gegen die physische und psychische Gewaltandrohung von linken Studenten (Die Vokabel „Studierende“ als gegendertes Partizip war damals noch nicht gebräuchlich).   Mein  damaliger Mathe-Prof Manfred Reimer an der Uni Dortmund gehörte seinerzeit zu den Initiatoren. 

 Schnee von gestern. Die Krakeeler von damals haben den Marsch durch die Institutionen schon Anfang der Neunziger erfolgreich abgeschlossen. Terroristenanwälte wie Schily, Ströbele und Schröder gelangten in hohe Staats- und Parteiämter, ein Polizistenprügler und Steinewerfer wurde  immerhin Außenminister und Vizekanzler. Sie alle haben sich inzwischen aus der aktiven Politik zurückgezogen, erfreuen sich einer bestens dotierten staatlichen Versorgung und haben inzwischen ihre Adepten in den  Schaltstellen von Politik und Verwaltung installiert. Kein Wunder, daß die Hamburger Universitätsleitung die  Bambule gegen Lucke als „diskursive Auseinandersetzung“  verniedlichte.  Und ein gewisser Robin Mesarosch, Referent von Heiko Maas, hetzte gegen Lucke auf Facebook: „Bernd Lucke ist der Gründer der erfolgreichsten deutschen Nazi-Partei seit der NSDAP. Er hat in einem Vortragssaal nichts verloren. Das ist keine arbeitsrechtliche, sondern eine gesellschaftliche Frage. Die Studierenden in Hamburg retten gerade die Ehre dieser Gesellschaft.“  Noch Fragen?

 Selbst schuld. Lucke hätte es besser haben können. Wäre er doch nur der AfD treu geblieben, dann könnte er sich vermutlich schon bundesweit mit Wahlergebnissen von über 20% schmücken und wäre bereits mit einiger Wahrscheinlichkeit  Minister in einer Landesregierung . Noch vor dem sagenhaften Essener Parteitag hatte versprochen, bei der Stange zu bleiben, egal wie die Wahl ausgehen würde.  Ich hatte damals seinen Weckruf unterzeichnet und ihn in einer persönlichen Botschaft angefleht, doch an Bord zu bleiben. Vergebens. Aus verletzter Eitelkeit versuchte er, sein eigenes Werk, die AfD, zu zerstören. Zerknirscht gab ich damals meine Empfindungen zu Protokoll: https://briefe-von-bernd.blog/2015/07/14/afd-in-eigener-sache/  Der Rest der Geschichte ist bekannt. Mit Alfa und später LKR erfolgte der Abstieg in rasender Geschwindigkeit ins Nirwana. Nicht einmal sein eigenes Europamandat konnte Lucke  über den Wahltag hinaus verteidigen, seine Mitstreiter hatten ihn schon vorher verlassen. Selbst die Satirepartei der Ulknudel Sonnenborn konnte mehr Anhänger gewinnen und wärmt jetzt mit ihrem Allerwertesten zwei Sitzplätze im EU-Parlament.

 Es ist ein Treppenwitz der jüngeren Geschichte, daß Frauke Petry, die damals Lucke vom Parteivorsitz ablöste, später den gleichen verhängnisvollen Weg einschlug.  Im Wahn, es mit einer eigenen Parteigründung  und frischgebackenen Ehemann Pretzell an Bord es den alten Kumpels von der AfD mal so richtig zu zeigen, folgte der Absturz in die Bedeutungslosigkeit.  Immerhin fanden sie ihr privates Glück und so bilden  Petry, Pretzell, Pauline und ihre neun Geschwister inzwischen eine Patchworkfamilie, die es mit so mancher Migrantensippe an schierer Kopfzahl aufnehmen kann. – Liebe macht eben nicht nur blind, sondern auch taub.

 Zurück zu Lucke: Ein schwerer Verlust, daß er damals so profilierte Köpfe wie Starbatty und Henkel mit auf seine ungewisse Reise nahm. Der Abgang des „Professorenflügels“ hatte der Partei schwer geschadet.  Immerhin hat sich Lucke zusammen mit den beiden anderen Profs  fleißig abgestrampelt und eine gut fundierte, leider nutzlose Verfassungsbeschwerde gegen die Geldpolitik der EZB  auf den Weg gebracht. Aber: Eine reine Professorenpartei hat in Deutschland keine Chance.

 Fazit: Es gibt keine Alternative außer der Alternative. Eben der Alternative für Deutschland. AfD.