Lieber Herr B.,
sehen Sie es mir nach, wenn ich erst jetzt auf Ihre Zuschrift antworte. Aber zunächst wünsche ich Ihnen Alles Gute für das Neue Jahr!
Haben Sie Dank für Ihren ausführlichen Kommentar, der ja auch ein Lebenszeichen ist.
AfD-Mitglieder und Förderer erhalten von der Partei bevorzugt Informationen, die so nicht allgemein kommuniziert und von den Medien aufgegriffen werden. Von daher haben wir natürlich eine anderer Sicht auf die Dinge und ich habe versucht, diese Botschaften auch an Nichtmitglieder, zu denen ich bevorzugt die Ehemaligen zähle, weiter zu geben. Allerdings habe ich das nicht immer so durchgehend gehandhabt. Außenstehende, zu denen ja auch Sie zählen, laufen damit in Gefahr, dem von den Medien gezeichneten Zerrbild auf den Leim zu gehen. – Übrigens: Ich habe inzwischen einige Rückkehrer. Auch für Sie steht die Tür offen, wenn Sie etwas bewirken wollen.
Tatsächlich führt man ja mit der AfD keine inhaltliche Diskussion. Schließlich ist das allgemeine Politikversagen, egal ob Innere Sicherheit, Energiewende, Zuwanderung, Euro usw. ja offenkundig. Ganz im Gegenteil, man geht jeder sachlichen Auseinandersetzung mit uns peinlichst aus dem Wege. Ich erlebe es ja selbst persönlich. Ich dränge mich ja geradezu auf. Dank eines noch soliden Wissensfundamentes alter Schule kann ich erfolgreich jedermann Paroli bieten. Selbst Correctiv, eine regierungsnahe und vorwiegend öffentlich finanzierte Rechercheagentur, geht mir aus dem Wege.
Personen wie Höcke werden im öffentlichen Bild maßlos überzeichnet. Er ist weder ein neuer Goebbels noch ein wiederauferstandener Hitler, aber der einzige Angriffspunkt, an dem die Altparteien und die mit Ihnen verbunden Strukturen in den Medien noch ansetzen können. Ich habe mir den Mann vor gut einem Jahr in einen 90-minütigen Vortrag angeschaut. Nicht vollständig überzeugend und peinlichst darauf bedacht, keine falsche Gestik zu machen à la Ackermann. Wenn er die Arme hebt, dann beide. Alles andere gäbe eine neue negative Schlagzeile. Tatsächlich ist Höcke nicht rechts sondern eher links, zumindest wenn man sich seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen anschaut. Und ich hoffe, daß er sich mit diesem Programm innerparteilich nicht durchsetzen wird.
Ich hätte mir vor sechs Jahren nicht vorstellen können, mit welchem medialen Furor die neue Partei bekämpft wird. Und das meiste geht unter die Gürtellinie, siehe die Schuldzuweisung für Antisemitismus. Vieles erinnert an den Kampf gegen die Republikaner. Dabei haben wir durchaus die Wähler; woran es mangelt sind Leute, die der Partei ein Gesicht geben. Viele Sympathisanten sind ganz einfach verängstigt, sofern sie im öffentlichen Dienst stehen oder noch Verantwortung haben für die Familie.
Bei den Republikanern ging die Strategie der Altparteien auf: Die wurden so lange in die rechte Ecke gedrängt, bis sie tatsächlich darin waren. Finanziell erledigt, von personellen Querelen zerrissen hatten sie schließlich kein vorzeigbares Führungspersonal mehr. Als nach über zehn Jahren (!) unser oberstes Gericht feststellte, daß die Beobachtung durch den Verfassungsschutz unrechtmäßig war, da war die Partei bereits am Ende.
Die AfD hat heute deutlich bessere Voraussetzungen als damals die Reps: Sie ist in allen deutschen Parlamenten vertreten und es gibt heute die sozialen Medien als Gegengewicht zur Mainstreampresse. Deshalb wird ja regierungsamtlich alles versucht, Google, Facebook und Co. auf Linie zu bringen.
Die Strategie des politischen Gegners zeigt durchaus Erfolge: Es gehört heute eine ganze Portion Mut dazu, sich öffentlich zur AfD zu bekennen. Glauben Sie mir: Ich kenne viele Leute aus AfD-Führungszirkeln, Bundes- und Landtagsabgeordnete. Weiß Gott keine Höcke-Anhänger. Aber darüber wird ja nicht berichtet. Kennen Sie etwa Dr. Roland Hartwig, ehemals Syndikus der Bayer AG? Oder Dr. Michael Espendiller, unseren Mathematiker, der mittels statistischer Methoden nachweisen konnte, daß die „Irrtümer“ bei der Auszählung von Wahlergebnissen zu Lasten der AfD keine Zufallsergebnisse waren?
Wie schwer es ist, jemanden aus einer Partei rauszuwerfen sehen Sie ja an den Beispielen „Sarrazin“ und „Georg Maaßen“ . Merkwürdig: Die werden nicht als typische Repräsentanten ihrer jeweiligen Parteilinie dargestellt. Das funktioniert nur bei Höcke.
Für mich bedeutet das alles: Jetzt erst recht. Ich werde in wenigen Monaten siebzig, bin finanziell abgesichert und habe keine Verantwortung mehr für Familie. Ich kann es mir schlichtweg leisten die Auseinandersetzung fortzuführen.
In einer Sache muß ich Ihnen allerdings widersprechen: Die immer noch andauernde Armutszuwanderung aus prekären Gesellschaften ist tatsächlich die gefährlichste Bedrohung für unser Gemeinwesen. Mit dem Problem der Parallelgesellschaften werden wir noch Jahrzehnte zu kämpfen haben. Frankreich, England, Belgien und inzwischen auch Schweden sind abschreckende Beispiele.
Ich schreibe gelegentlich den einen oder anderen Blog-Beitrag. Die Adressen finden Sie unten.
Ich wünsche Ihnen für das Neue Jahr und die weitere Zukunft Alles Gute, vor allem Gesundheit und informieren Sie sich bitte weiter „alternativ“!
Herzliche Grüße, Ihr Bernd Ulrich http://briefe-von-bernd.blog/ https://alternative-ansichten.com/ http://www.facebook.com/bernd.ulrich.944
Lieber Herr Ulrich,
eine zunehmende Stigmatisierung der AfD in der Öffentlichkeit ist unverkennbar und nach meiner Meinung wie der verschiedener – noch in der AfD befindlicher – Gesprächspartner selbstverschuldet. Zum Einen haben Funktionäre in verschiedenen Landesverbänden und im Bundesvorstand der AfD im Bestreben, noch den letzten Migrationsgegner abzufischen, missverständliche und daher erklärungsbedürftige Positionen eingenommen, die zwangsläufig zu Defensive statt zu Gestaltung führen. Zum Anderen wird die AfD in den Landtagen und im Bundestag – dazu passend – schwerpunktmäßig mit kritischen Anfragen zu Migrationsproblemen bekannt, die in der Summe als nicht konstruktiv wahrgenommen werden.
Das hier benannte Thema ist – gemessen an unseren derzeitigen Problemen- der Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschland durch die GROKO-Politik – eher randständig, aber der Rückgriff passt eben leider in das zwischenzeitlich in der Öffentlichkeit geprägt Bild.
Tatsächlich wurde dieser Brief schon vor drei Jahren verfasst. Er ist indessen unverändert aktuell; die gegenwärtigen Wirkmechanismen sind die gleichen wie damals . Bei dem Adressaten hat er leider nichts bewirkt. Hier hat sich die Lebensweisheit bewahrheitet: Reisende soll man ziehen lassen.