Cancel Culture ist inzwischen ein gängiger Begriff. Er beschreibt knapp und präzise den Umgang eines dominanten Mainstream mit abweichenden Meinungen. Cancel Culture (CC) umfasst inzwischen alle Lebensbereiche, so auch die Lokalredaktionen von Tageszeitungen. CC wird sogar von den Lesern aktiv eingefordert nach dem Motto: Was mir nicht behagt, das sollen andere auch nicht zu Gesicht bekommen. Hier zwei konkrete Beispiele aus der RP vom Dezember und Februar, in denen sich ein gewisser Ernst K. über die Berichterstattung der Ratinger Lokalredaktion mokiert:

So etwas ärgert mich natürlich. Und nicht nur mich. Ein über den CC-Versuch empörter Leser setzte mich in Kenntnis von einem Brief den er an Herrn K. adressiert hatte:
Sehr geehrter Herr K.,
über den Artikel der AFD in der RP zur Reduzierung der Fahrpreise im VRR habe ich mich sehr gefreut. Wenn Sie sich einmal mit der Tarifstruktur des VRR auseinandersetzen und diese mit anderen Städten vergleichen, so ist da doch schon ein großer Unterschied. Gerade für die Ratinger Bürger, die gelegentlich mit dem VRR nach Düsseldorf fahren.
Auch bin ich darüber froh, dass die RP doch einmal einen Artikel einer jungen Bürgerpartei druckt, die sonst meistens unterdrückt werden.
Ich möchte eine RP haben, die zu allen Parteien offen ist und damit auch alle Bürger anspricht.
Ihr Leserbrief ist unter Populistisch erschienen.
Populismus ist ein häufig genutzter Begriff. In der politischen Auseinandersetzung taucht er als Stigmawort auf, um andere Politiker oder Parteien zu diffamieren.
Schauen Sie doch bitte demnächst einmal über den Tellerrand hinaus und lassen andere Meinungen und Parteien auch gelten.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und eine frohe Weihnachtszeit
Auch schrieb ich dem Autor im Dezember einen persönlichen Brief:
Sehr geehrter Herr K.,
über Ihre Leserzuschrift, die am Samstag in der RP abgedruckt wurde, kann ich nur den Kopf schütteln. Wenn Sie die vorherigen Ausgaben der Rheinischen Post aufmerksam verfolgt haben, dann sollten Sie wissen, daß das Thema der hohen Fahrpreise zuerst von den GRÜNEN aufs Trapez gebracht wurde. Tatsächlich war das von Herrn Otto und seinen Parteigängern in gewisser Weise populistisch, denn auch die GRÜNEN in Ratingen wissen ganz genau, daß die Einflussmöglichkeiten der Stadt in dieser Angelegenheit begrenzt sind. Das kam im Ratsausschuss, bei dem ich zugegen war, deutlich zum Ausdruck.
Ich persönlich ärgere mich über die hohen Fahrpreise der S-Bahn seit dem Jahre 2007, als ich eine Wohnung in Nähe des Höseler Bahnhofs bezogen habe. Das war lange vor Gründung der AfD im Jahre 2013. Von daher hatte ich meinen Leserbrief an die Lokalredaktion als Privatmann geschrieben; der vollständige Text befindet sich im Anhang. Da indessen Herr Kleeberg weiß, daß ich Sprecher des hiesigen Stadtverbandes bin, hat er meine Meinung als offizielle Mitteilung der Partei interpretiert. Ich habe damit kein Problem, denn in dem Falle ist das deckungsgleich. – Interessant, daß Sie beurteilen wollen, welche S-Bahn-Fahrten für die Bürger überflüssig sein sollen. Ich selbst bin in Düsseldorf in ärztlicher Behandlung; die Fahrten zu meinem dortigen Pneumologen unternehme ich nicht zu meinem Vergnügen. Überhaupt sollten wir froh sein, wenn wenigstens einige Kunden weiterhin Ihren Kaufleuten in der Stadt die Stange halten und nicht alles über Amazon bestellten. Denn viele Geschäftsinhaber, die bis jetzt noch durchgehalten haben, stehen kurz vor dem Ruin.– Apropos „Coronaleugner“: Es gibt keinen vernünftigen Menschen, der die Existenz dieses Virus in Abrede stellt. Es gibt allerdings eine Menge Leute, welche die Verhältnismäßigkeit des aktuellen politischen Handelns kritisch hinterfragen. Wer diese besorgten Menschen als „Coronaleugner“ diffamiert ist entweder ein böswilliger Hetzer oder ist ebendiesen auf den Leim gegangen.
Übrigens: Wenn Sie eine AfD-freie Zeitungslektüre konsumieren wollen, dann greifen Sie doch einfach zum Ratinger Wochenblatt, auch bekannt als „Roter Punkt“. Die haben es wie auch die übrigen Gazetten der Funke-Mediengruppe kategorisch abgelehnt, unsere Inserate zur Kommunalwahl zu veröffentlichen. Halten Sie das für „demokratisch?“ Lesen Sie bitte mal den Artikel 3 des Grundgesetzes aufmerksam durch.
Ich will Ihnen zugutehalten, daß Sie, wie viele Leute, der allfälligen Propaganda von Medien und Parteien gegen die AfD auf den Leim gegangen sind. Informieren Sie sich bitte objektiv und alternativ, gerne auch im persönlichen Gespräch, das ich Ihnen hiermit anbiete. Ich freue mich immer, wenn ich festgefahrene Vorurteile aus dem Weg räumen kann.
Wie Sie, blogge auch ich gelegentlich. Allerdings nicht mit Fotos, sondern meinen Gedanken, die ich niederschreibe. Die Links finden Sie in der Unterschriftenzeile.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen ein friedliches Frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr!
Was soll ich sagen? Kein Dank, keine Reaktion! Statt dessen ein erneuter CC-Versuch im Februar, siehe oben. Diesmal wende ich mich an die Redaktion der RP:
Leserbriefschreiber Ernst K. nimmt in der Samstagsausgabe zum wiederholten Mal Anstoß an der Berichterstattung der Rheinischen Post. Er stört sich daran, daß die Ratinger Lokalredaktion über die Initiative der AfD, die Ratinger Gewerbetreibenden zu einer Corona-Krisensitzung einzuladen, überhaupt berichtet. Dabei verortet er die AfD in Lager der „Coronaleugner“. Das ist völlig abwegig. Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, stellt die Existenz des Coronavirus in Abrede. Gegenstand der öffentlichen Diskussion ist vielmehr die Verhältnismäßigkeit von Lockdown-Anordnungen, die zu massiven Grundrechtseinschränkungen führen und viele Berufsgruppen in existenzielle Nöte bringen. Hier haben in der Vergangenheit deutsche Gerichte des Öfteren korrigierend eingegriffen. Im konkreten Tagesordnungspunkt in der Ratinger Ratsversammlung ging es indessen lediglich um Aufklärung des bedauerlichen Umstandes, daß das das erste Hilfsprogramm der Stadt von der hilfebedürftigen Zielgruppe nur sehr zögerlich in Anspruch genommen wurde. Es waren sich alle Parteien darüber einig, daß hier Aufklärung geschaffen werden muß. Lediglich über das „wie“ gab es Kontroversen.
Es ist die vornehme Aufgabe von Journalisten, über das Geschehene wahrheitsgemäß zu berichten. Ebenso muß eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit und Verhältnismäßigkeit obrigkeitsstaatlicher Maßnahmen in einer offenen Gesellschaft erlaubt sein. Wer dies alles in Abrede stellt, der fühlt sich offensichtlich unter einem totalitären Regime besser aufgehoben als in einer Demokratie.
Diese Zuschrift wurde zwar nicht veröffentlicht, ich bin mir indessen sicher, daß sie gelesen und verstanden wurde. Unser Fraktionsvorsitzender Werner Kullmann ergänzte rein sachlich:
… der Herr K. weiß wohl nicht, dass die Geschäftsinhaber rechtlich durch die „Nichtstörerhaftung“ gegenüber dem Staat eine Forderung haben. Es stehen viele Klagen in NRW an. Die Geschäftsinhaber sollten nicht „um Unterstützung hoffen“ wie Herr K. in seinem Leserbrief kolportiert, sondern ihr Recht einfordern, wenn der Staat ihnen nimmt. Dazu braucht es umfassende Information. Corona ist Fakt, die vielen Lockdowns sind zu hinterfragen. Da hilft die AfD Ratingen gerne den Geschädigten, weil sie und andere Steuerzahler das später für den Staat ja wieder erwirtschaften müssen.
Die Hilfe der AfD ist manchem unbequem. Und so möchte uns ein anderer Leser vorschreiben, wofür die AfD denn spenden soll. Erstaunlich, daß die RP diesen übergriffigen Text tatsächlich abdruckt:

So etwas lässt Werner Kullmann nicht auf sich sitzen. Hier seine umgehende Antwort an die RP:
Sehr geehrtes Redaktionsteam,
Da Leserbriefschreiber Matthias W. mich in seiner Zuschrift persönlich angeht, bitte ich Sie, die nachfolgende Erwiderung zu veröffentlichen:
Sehr geehrter Herr Leserbriefschreiber,
Sie verwechseln die Rollen: Nicht ich bin das Opfer, sondern unsere hilfebedürftigen Senioren, die nun die für sie bestimmte Hilfe nicht so einfach erhalten. Die besagten Gelder sind ja nicht für die AfD, sondern an mich persönlich als Stadtrat. Leider ist Ihnen beim Lesen nicht aufgefallen, dass es hier um die Umwidmung des Geldes an Demenzkranke geht. Ist es für Sie nicht verwunderlich, dass ich als kleiner Kommunalpolitiker Ihr Steuergeld gar nicht annehmen will?
Doch woher wollen Sie eigentlich wissen, ob ich nicht schon für Flüchtlinge spende? Haben Sie denn etwa so wie ich mit ihren ausländischen Mitbürgern unter einem Dach gelebt und gefeiert? Haben Sie so wie ich Flüchtlingen aus den Kosovo Schülerpraktika und Arbeit gegeben? Wenn Sie persönlich der Flüchtlingshilfe eine Spende geben, dann sei Ihnen das unbenommen. Vielleicht bedenken Sie auch noch unsere hilfebedürftige Senioren und unterstützen diejenigen, die sie aufopfernd pflegen. Machen Sie es mir doch einfach nach. Es müssen ja nicht gleich tausend im Monat sein. Ein paar hundert Euro monatlich wären ein guter Anfang. Mit freundlichen Grüßen Ihr Werner Kullmann
Diese Zuschrift wurde am Abend des 10. März der Rheinischen Post zugeleitet. Eine Veröffentlichung ist bislang nicht erfolgt. Cancel Culture?