Mainzer Hassprediger im Ersten

Das unbedarfte Fernsehpublikum darf sich morgen (1.3.2019) wieder auf eine gehörige Lektion politischer Indoktrination gefasst machen: Mainz bleibt Mainz. Falsch! Mainz ist eben nicht mehr das Mainz eines Ernst Neger oder einer Margit Sponheimer von damals. Manch ehemals amüsant anzusehende Karnevalssendungen sind heutzutage zu billigsten  Wahlkampfplattformen des amtierenden  Establishments verkommen. Mainz ist der Vorreiter. Bei den Witzchen bleibt dem aufgeklärten Bürger das Lachen im Halse stecken. Natürlich nicht bei der Politprominenz der Altparteien mit den Freikarten in den ersten Reihen. Die klatscht begeistert Beifall bei dieser Art von öffentlich finanzierter Politpropaganda.

An diesem Freitag ist es nun wieder soweit. Da darf Lars Reichow, ein Politclown der dritten Garnitur, wieder vor laufenden Fernsehkameras seine ekelhaften Absonderungen von sich geben.  In der Sendung „Mainz bleibt Mainz“ wurde letztens jedes untere Niveau von Jahr zu Jahr unterschritten und stets ein neuer Tiefpunkt erreicht.  Selten kommt üble Diffamierung im Staatsfernsehen so unverblümt daher. Mein Resümee von 2017 lautete damals:

Ein gewisser Komiker namens  Lars Reichow, der mir bis zum Wochenende noch unbekannt war, scheute sich nicht, die vierfache Mutter Dr. Frauke Petry als Tüpfelhyäne zu bezeichnen. Das ist Böhmermann-Niveau, nämlich unterste Schublade. Dabei hatte sich dieser feine Herr nicht mal als Pappnase verkleidet sondern trat, unüblich für einen Büttenredner, im einfachen Straßenanzug vor sein Publikum.  Der Lars fühlte sich wohl in guter, oder besser gesagt, schlechter Gesellschaft. Hatte doch schon Caroline Kebekus (laut Cicero: „die deutsche Pussy-Riot-Filiale“) eben jene Dr. Petry vor einigen Monaten als „Bitch“ bezeichnet. „Bitch“ ist  ein böses Schimpfwort und steht im angelsächsischen Sprachraum für „Hure“.    Hier der Redeausschnitt aus : https://www.youtube.com/watch?v=rMtdaPCHnJU, etwa ab 15:50:

Auch die AfD feiert Fastnacht, die Abgeordneten verkleiden sich als Demokraten. Björn Höcke hat in diesem Jahr kein Kostüm, er ist in Dresden ganz normal als Nazi gegangen. …Höcke ist und bleibt die Mickey-Maus-Ausgabe von Joseph Goebbels. Frauke Petry wollte heute Abend hier auch dabei sein, lässt sich wegen Krankheit entschuldigen. Sie war in Moskau, hat sich da mit Leuten getroffen vom Fasching, oder vielleicht waren es auch Faschisten, ich weiß das nicht genau. Vielleicht hat sie sich bei denen angesteckt. AfD verliert an Rückhalt in der Bevölkerung. Die Partei ist zerstritten und die Menschen haben erkannt:  Petry ist eine Tüpfelhyäne im bürgerlichen Pelz…  An alle Petrys, Len Pens und Wilders: Wir brauchen Euch nicht. In dem Europa, was wir uns wünschen,  habt Ihr keinen Platz. Packt Eure Koffer, Ihr Geschichtsfälscher, Ihr Kleingartenfaschisten. Nehmt Eure Zäune und Euren Hass gegen alles Fremde und macht Euch auf die Reise.

 Mal im Ernst: An Stelle solcher unterirdischer Witzfiguren wünsche ich mir wirklich mehr qualifizierte Einwanderer für unser Land. Zum Beispiel aus China, Indien, Japan oder Korea. Leute, die sich zu benehmen wissen.

Ein Jahr später fasste Prof. Meuthen dann den Mainzer Klamauk von 2018 wie folgt treffend zusammen:

Die politisch-literarische Mainzer Fastnacht war früher ein Höhepunkt für jeden politisch interessierten Sprachliebhaber. Man konnte sich sicher sein, dass alle Akteure gleich welcher politischen Couleur auf ähnliche Weise „ihr Fett weg bekamen“.

Dies geschah so kunstvoll, dass alle Beteiligten sogar über den Spott an der eigenen Person herzhaft lachen konnten, allein schon ob des mit dem verbalen Florett brillant dargebotenen Vortrags.

Nichts ist davon übrig geblieben. Schon im letzten Jahr glänzte diese einstmals grandiose Sendung mit skandalösen, hasserfüllten Tiraden gegen unsere Bürgerpartei; von „braunen populistischen Kanalratten“ war die Rede, von „Geschichtsfälschern und Kleingartenfaschisten“, die gefälligst ihre Koffer packen und Deutschland verlassen sollten.

Wer nun einen Funken Hoffnung hatte, dass die Verantwortlichen aus den Reaktionen des letzten Jahres gelernt hätten, sah sich vorgestern Abend eines Schlechteren belehrt. Ahnen konnte man das schon dadurch, dass man keinen einzigen Repräsentanten unserer Bürgerpartei eingeladen hatte – man wollte offenbar ungestört sein.

Lassen wir zunächst zwei Protagonisten zu Wort kommen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können. Zunächst sei zitiert Friedrich Hofmann in der Figur des „Till“ (angelehnt an Till Eulenspiegel), der den Mächtigen den Spiegel vorhalten sollte. Nachdem er im letzten Jahr bei der Fernsehfastnacht außen vor bleiben musste, drehte er nun gleich richtig auf:

Im Bundestag sitzt, welch ein Grausen,
die AfD jetzt ganz rechts außen.
Weshalb im Reichstag wir erfahren
dass hier nach über 70 Jahren
nach Naziterror und Verbrechen
Rechtsradikale wieder sprechen.

Doch sind, nachdem man’s ausgezählt,
die demokratisch all‘ gewählt.
Das war, wer noch mal rechnet fleißig,
auch Hitler anno dreiunddreißig!
Obwohl „Mein Kampf“ fast all‘ gelesen,
war es am Schluss keiner gewesen.

Und was die AfD heut‘ will,
das weiß man auch, drum kann man still
sich als Protestwähler, so’n flache‘,
nicht aus dem Staub jetzt einfach mache‘.

Die AfD, so ihr Geschwätz,
steht feste auf dem Grundgesetz
so fest, damit sie zum Verdruss
im Grundgesetz nicht lesen muss.“

Halten wir fest: Herr Hofmann setzt unsere Partei auf eine Stufe mit Adolf Hitler und seinen verbrecherischen Schergen.

Er muss von Sinnen sein, denn ein solcher Vorwurf hat nichts mehr mit Fastnachtstreiben zu tun, sondern ist perfider, geradezu hirnverbrannter, die Realität geradezu pervertierender und frei erfundener Quatsch. Eine widerliche Verhetzung des Volkes im eigentlichen Wortsinne.

Hat dieser Mann auch nur einen Blick in unser Parteiprogramm geworfen, welches der Maßstab für jede politische Einordnung sein muss? Das hat er unter Garantie nicht, denn sonst hätte es ihm die Schamesröte ins Gesicht getrieben, als er dieses konservative, freiheitliche und patriotische Programm mit Hitlers hasserfüllter Hetzschrift in einem Atemzug nannte. Für ihn und alle hier unser Programm zum Nachlesen:

https://www.afd.de/…/…/01/Programm_AfD_Online-PDF_150616.pdf

Beim Lesen des von unseren Mitgliedern beschlossenen Programmes wäre ihm nämlich klar geworden, dass WIR es sind, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands gegen die „Herrschaft des Unrechts“ (Originalzitat des künftigen Innenministers Seehofer hinsichtlich der illegalen Masseneinwanderung) verteidigen wollen.

Damit zu einem zweiten Akteur, der vielen noch vom letzten Jahr in denkbar schlechter Erinnerung sein dürfte: Lars Reichow, Wahlmann der SPD bei der letzten Bundespräsidentenwahl. Zur Fraktion unserer Bürgerpartei im Bundestag äußerte er sich wie folgt:

„Über 90 Abgeordnete hocken da unter der Kuppel in Berlin – es ist [mit sich fast überschlagender Stimme] EINE SCHANDE FÜR DEUTSCHLAND!

Was das kostet! Denen müsste man die Diäten in Reichsmark von 1923 auszahlen. Mein Gott, mein Gott, was für ein Durcheinander in der Politik. Reißt Euch doch mal endlich zusammen, die Hyänen warten doch nur darauf, die Demokratie aufzufressen.“

Unsere Abgeordneten, letztlich unsere 6 Millionen, um den Fortbestand unserer Demokratie besorgten Wähler – eine Schande für Deutschland, die man unter den wohlwollenden Augen des ZDF ohne Weiteres mit übel beleumundeten Raubtieren vergleichen darf. Bravo, das nenne ich ein Demokratieverständnis vom Allerfeinsten!

Was ich es dagegen nicht nenne, ist „witzig“. Das Problem dieses GEZ-Günstlings ist einfach, dass seine moralinsaure, sozialdemokratisch-verkniffene Kleingeistigkeit jeder Form von Esprit und feinem Humor auf Dauer entgegenstehen wird. Oder finden Sie, liebe Leser, seinen Schlussappell lustig – oder doch eher geeignet für einen Wahlkampfauftritt bei seinen Sozis:

„Wenn diese Regierung irgendwann startklar ist, dann sollte auch ein bisschen regiert werden, denn es gibt Einiges zu tun: Wir brauchen eine gute Pflege für die Alten, wir brauchen eine gute Bildung für die Jungen, […] ein rasend schnelles Internet, […] DIE AFD-VORSTÄNDE MÜSSEN ENTNAZIFIZIERT WERDEN … und das Allerwichtigste: Wir müssen uns die Wahrheit zurückerobern.“

Wo „entnazifiziert“ werden muss, sitzen – das gebietet die Logik – also im Moment noch Nazis. Und „wir“ (also die selbsternannten „Eliten“) müssen uns die WAHRHEIT zurückerobern.

Unfassbar. Dieser Mann ist eine Schande für die politisch-literarische Fastnacht und einer ihrer Totengräber.

Wie tief ist die Mainzer Fastnacht gesunken, dass sie einem solchen spaßbefreiten, SPD-nahen Sprachrohr eine GEZ-finanzierte Bühne für seine Parteipropaganda bietet?

Zeit für die hohe Kunst der Fastnacht statt für dumpfe Parteipropaganda. Zeit für die #AfD.

Soweit Prof. Meuthen. Das Magazin Cicero widmet in seiner heutigen Ausgabe (März 2018) dem Phänomen des öffentlich-rechtlichen „Hofkomödiantums“ seine Titelstory: Staatshumor. Die Ödnis des deutschen Fernsehkabaretts. Hier:https://www.cicero.de/kultur/kabarett-politischer-humor-boehmermann-nuhr-kebekus-moralismus-populismus-merkel-politische-korrektheit-subversion/plus

https://www.cicero.de/kultur/cicero-im-marz-rumalbern-im-korrekten-korsett

Ich empfehle den Kauf des Heftes. Für 9,80€ am gut sortierten Kiosk. Und an diesem Freitag habe ich garantiert etwas Besseres vor als in die ARD-Röhre zu glotzen.

Euer Bernd

Autor: hansberndulrich

born 1950, university degree in mathematics, physics. Interested in all topics of natural science, history, politics and economics

5 Kommentare zu „Mainzer Hassprediger im Ersten“

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